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Dr. Winsauer schloss 1980 sein Studium der Allgemeinmedizin an der Universität Innsbruck ab, gefolgt von einer vierjährigen klinischen Ausbildung in der Allgemeinmedizin und in der Intensivmedizin. Ab 1985 setzte er seine Ausbildung an der Universität für Zahnmedizin in Innsbruck fort und absolvierte anschließend seine dreijährige kieferorthopädische Ausbildung. Seit 1990 unterhält er eine Privatpraxis mit seinem Sohn Dr. Clemens Winsauer in Bregenz, Österreich. Dr. Winsauer ist nebenberuflich Lehrbeauftragter an den Universitäten Bern und Genf, Schweiz.
Im Jahr 1998 legte er als erster niedergelassener österreichischer Kieferorthopäde die European Board-Prüfung ab und ist seither aktives Mitglied der Europäischen Kieferorthopädischen Gesellschaft. Dr. Winsauer ist Autor oder Co-Autor von 17 begutachteten Publikationen und von vier kieferorthopädischen Lehrbuchkapiteln. Er hielt den Vorkongresskurs und war Hauptredner auf dem EOS-Symposium 2017 zum Thema Minischrauben-unterstützte Oberkiefererweiterung bei Erwachsenen. Dr. Winsauer hat zahlreiche internationale Vorträge gehalten und hält acht internationale kieferorthopädische Patente. Im Jahr 2021 ist er als Keynote-Speaker bei der AAO (Boston) zum oben genannten Thema eingeladen.
Er hat an der Zahnärztlichen Universität Graz und der International University of Catalunya, Spanien, geforscht. Seine Hauptforschungsinteressen sind: Oberkiefer-Expansion bei Erwachsenen ohne chirurgische Hilfe (Moment/Kraft-Quantifizierung), kieferorthopädische Behandlung mit knochengetragener Verankerung und Distraktionsosteogenese der Unterkiefer-Mittellinie.
Interview :
Stéphane Renger : „Dr. Heinz Winsauer, Sie kommen am 21. Mai 2021 nach Frankreich zu unserem „nächsten Treffen in Lyon, zum 100 Geburtstag unserer Gesellschaft SFODF“ 92e REUNION SCIENTIFIQUE DE LA SFODF „100 ans d’innovations en orthodontie au service de nos patients“ Es ist eine große Ehre für uns, dass Sie dieser Einladung gefolgt sind, um Ihre Erfahrungen mit den Kieferorthopäden unserer Gesellschaft SFODF (Französische Gesellschaft für Kieferorthopädie) zu teilen. Vor dieser Veranstaltung freuen wir uns, gemeinsam einige Aspekte Ihrer Arbeit auszutauschen und btter zu wissen, wer Sie sind.“
SR : Herr Dr. Winsauer, können Sie uns Ihren beruflichen Werdegang erläutern
Heinz Winsauer: Mein Vater ist Maschinenbauingenieur und ich habe schon sehr früh spielerisch gelernt, mir Dinge dreidimensional vorzustellen. Mit 15 Jahren habe ich bereits selbst einen kleinen Benzinmotor an mein Fahrrad montiert. Nachdem ich zunächst Allgemeinmedizin studiert und abgeschlossen hatte, interessierte ich mich für die Zahnmedizin, da sie praktischer war. Die Kieferorthopädie war das Fach, in dem ich Phantasie und handwerkliches Geschick verbinden konnte.
SR: Was war das auslösende Ereignis für Sie, sich für eine Karriere in der Kieferorthopädie zu entscheiden?
HW: In den kieferorthopädischen Vorlesungen an der Universität Innsbruck habe ich immer wieder Vorschläge gemacht, wie man bestimmte Probleme besser lösen könnte. Diesbezüglich habe ich damals Professor Richter so sehr verblüfft, dass er mir sofort einen Ausbildungsplatz in der Kieferorthopädie anbot.
SR: Was motiviert Sie, in Ihrem Beruf so aktiv zu sein?
HW: „Veränderungen beginnen in unseren Köpfen. Wenn Sie es schaffen, von etwas zu träumen, das Sie sich kaum vorstellen können, werden Sie etwas bekommen, das Sie sich nie hätten vorstellen können! „Dieser Satz hat mich mein ganzes Leben lang begleitet und unsere Welt ist voll von positiven Veränderungen. Unser Beruf ist davon natürlich nicht ausgenommen. Neue Materialien, neue Techniken, neue Ansätze. Es ist meist schwieriger, Dinge zu vergessen und damit etwas völlig Neues in unser Leben zu lassen. Wir haben einen der schönsten Berufe der Welt.
SR: Mini-Schrauben (auch oft als „TADs“ bezeichnet) haben viele Indikationen… aber in welchen davon finden Ihrer Meinung nach Mini-Schrauben ihre besten Indikationen?
HW: Minischrauben sind am besten im vorderen Gaumen. Die Erfolgsrate liegt dort bei 98,4 % im Vergleich zu 71 % bei interradikulärer Platzierung (Hourfar 2017, Journal of Head & face medicine). Die Positionen M4 und M5, die ich 2014 im European Journal beschrieben habe, sind durch eine Knochendicke von 7 bis 14 Millimetern gekennzeichnet. Die beste Indikation ist hier die palatinale Expansion in jedem Alter, natürlich auch die Distalisation, Mesialisation und Verankerung der Seitenzähne. Von hier aus ist es auch möglich, Molaren zu intrudieren und retinierte Eckzähne zu integrieren. (Abb.1)
M4-Punkt ist der „Eintrittspunkt“ für die sichere Minischraubeneinbringung in den vorderen Gaumen. Er liegt auf halbem Weg zwischen dem medianen und dem palatinalen Höcker des ersten Prämolaren, etwa auf Höhe des dritten Rugae-Paares. Der M5-Punkt bietet ebenfalls viel Knochen und liegt im Verhältnis 1/3 zu 2/3 im zweiten Prämolaren. Bei entsprechender distaler Angulation der Minischraube kann der Eintrittspunkt auch bis zur mesialen Kontaktpunktlinie (hellblauer Bereich) 14/24 gewählt werden. Dadurch ergibt sich ein bilateraler Bereich wie ein „Fußabdruckbereich“, in dem eine beliebige Anzahl von Minischrauben gesetzt werden kann. Bei der Erweiterung des Oberkiefers von Erwachsenen werden routinemäßig zwei Minischrauben pro Seite verwendet. (Abb.1)
SR: Mini-Schrauben-Implantate sind bei Kieferorthopäden sehr beliebt geworden. Wenn sie richtig eingesetzt werden, verbessern sie die Qualität der Behandlung und eröffnen neue Behandlungsalternativen. Was wissen Sie über die Erfolgsquote?
Allerdings wird berichtet, dass die Misserfolgs Rate der Minischrauben zwischen 13,5 und 16,4 % liegt (zwei systematische Übersichtsarbeiten von Paulson und Mitarbeitern, sowie Schatzle und Mitarbeitern).
Ich vermute, dass Ihre Erfolgsquote viel höher ist. Könnten Sie uns bitte auf der Basis Ihrer Expertise einige Ratschläge geben, um diese Erfolgsquote zu verbessern?
HW: Dieser Artikel stammt aus dem Jahr 2009 und vergleicht das Gaumenimplantat mit Minischrauben im vorderen Gaumen. Die meisten der darin untersuchten Minischrauben waren zwischen 6 und 8 mm lang und nur etwa 1,2 mm im Durchmesser. Dies ist wahrscheinlich der Grund für die hohe Verlustrate. Im Jahr 2017 fanden Hourfar und Mitarbeiter heraus, dass 98,4 % dieser Minischrauben sicher und stabil im vorderen Gaumen saßen, also nur eine 1,6 %ige Verlustrate. Dies deckt sich mit meinen Erfahrungen. Seit etwa 2013 haben sich die Länge und der Durchmesser erhöht. Ich verwende meist 14-16 mm lange und 2,5 mm durchmessende Schrauben (Jeil Medical, DualTop Jet Screw). Wichtig für den Erfolg ist die sogenannte „15°-Regel“: d.h. bei M4-Position 15° nach kranial und bukkal und mit 15° nach distal. Für die M5-Position 15° nach oben außen und 15° von distal nach mesial (siehe folgende Abbildungen).
Bei Betrachtung von der Seite sollte die Minischraube an M4 ebenfalls ca. 15 ° nach distal zeigen (weg von den Wurzeln der Schneidezähne). Die Einschubrichtung an M5 hingegen ist ca. 15 ° in mesialer Richtung, um die Kieferhöhle möglichst nicht zu durchdringen.
Neben dem „Eintrittspunkt“ ist auch dieNeigung zum Einsetzen von Minischrauben sehr wichtig. Der Winkel bei Blick von vorne beträgt bei M4 und M5 jeweils ca. 15 ° nach oben und außen. (hier eine 14-mm-Dual-Top-Jet-Schraube am Eintrittspunkt M4 und M5).
SR: Was die Primärstabilität von Minischrauben angeht, ist der Knochen-Implantat-Kontakt der entscheidende Punkt, aber glauben Sie, dass Minischrauben teilweise osseointegriert sind?
HW: Ja, ich bin fest davon überzeugt, dass Minischrauben osseointegrieren. Allerdings können sie aufgrund ihrer glatten Oberfläche nicht retentiv von Knochenzellen umschlossen werden und sind daher herausnehmbar. Es gibt Studien, die zeigen, dass sich sogar entlang der Titan-Minischrauben neuer Knochen bildet, zum Beispiel in der Kieferhöhle. Ich bohre auch im Oberkiefer nie vor! Bei über 7000 Minischrauben-Einsätzen war das auch nie nötig. Das Ergebnis ist eine deutlich bessere Primärstabilität. Aber eines ist sicher: Je länger die Schrauben im Mund bleiben, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich lösen. Wir lassen manche Schrauben fünf Jahre und länger drin. Wenn der Schraubenkopf die Gingiva nicht berührt, sehen wir nie Zahnfleischentzündungen. Außerdem verbessert eine glatte Schraube ohne Gewinde im Zahnfleischbereich die Prognose deutlich.
An den Minischrauben hat sich neuer Knochen im Bereich der Kieferhöhle von Minischweinen gebildet.
SR: Wie lange warten Sie nach dem chirurgischen Einsetzen, bevor Sie sie als Verankerung bei Ihren Behandlungen verwenden?
HW: Eine Minischraube sollte nach dem Setzen niemals unbelastet im Gaumen belassen werden. Wir verbinden diese direkt mit dem Behandlungsgerät oder kleben 2 Stück zusammen, um eine gesicherte (sekundäre) Knochenstabilität nach 3 Monaten Einheilzeit zu erreichen. Dies wird vor allem bei Gaumenerweiterungen bei Patienten über 18 Jahren streng beachtet.
Bei Patienten, die älter als 18 Jahre sind, werden die Minischrauben für drei Monate gegeneinander fixiert, um eine bessere Osseointegration und Sekundärstabilität zu erreichen.
SR: Idealerweise sollten Minischrauben-Implantate so gestaltet sein, dass ihr Halt im Knochen verbessert wird. „Design ist nicht nur, wie es aussieht und sich anfühlt. Design ist, wie es funktioniert“, sagte Steve Jobs. Welches Design von Minischrauben verwenden Sie üblicherweise?
Aus biomechanischer Sicht haben einige der von Ihnen verwendeten Minischrauben, wie zum Beispiel die Minischraube von Jeil-Dual Top, einen sehr langen Hals. Ist das für eine bessere Biokompatibilität mit dem Weichteilgewebe?
Wie gehen Sie mit den freitragenden Kräften um, die auf den Knochen einwirken (weil ein großer Teil der Schraubenlänge außerhalb des Knochens liegt)? Ist es für den Patienten noch komfortabel?
HW: Alle Minischrauben, die ich verwende, sind Jet-Schrauben (Firma Jeil, Südkorea). Sie haben einen Gewindeabschnitt von nur 7 mm. Der obere Teil des Schafts ist glatt und reizt daher die Gingiva nicht. Ich sehe wirklich keinen Grund, Gewinde im Gingivabereich zu haben. Heute weiß ich, warum ich genau an dieser Stelle chronische Irritationen hatte, als ich früher Schrauben verwendete, bei denen das Gewinde bis zum Kopf reichte. Das gibt uns auch die Möglichkeit, die Minischrauben senkrechter zu setzen (15 °-Regel). Ein wesentlicher Teil des oberen Schaftes kann frei in die Mundhöhle stehen, die Zunge wird nicht gereizt (siehe Bild). Die Längen der Jet-Schrauben variieren zwischen 12 und 16 mm, bedingt durch die unterschiedlichen Längen der konischen Schäfte. Ein größerer Durchmesser (2,5 mm) garantiert mehr Knochenstabilität, d. h. H. ideal für die Kiefererweiterung.
Ein langer glatter Schaft und ein eher kurzes Gewinde sind ideale Voraussetzungen für die Langzeitstabilität von Minischrauben im vorderen Gaumen.
SR: Wie beurteilen Sie die Länge (im Knochen und im Weichteilgewebe) der Minischraube vor dem Einsetzen? In welchem Fall ist Ihrer Einschätzung nach ein CBCT erforderlich?
HW: Im Wechselgebiss verwende ich meist 12 mm Länge, im bleibenden Gebiss immer 14 mm. In ganz wenigen Fällen aber auch 16 mm. Wir verwenden die Injektionsnadel als Längenmessinstrument. Da die Gingiva diagonal gekreuzt wird (meist 15 ° Einstichwinkel), müssen zu dieser Länge 5-7 mm Knochentiefe addiert werden (siehe Bild oben). Es ist jedoch wichtig, im Zweifelsfall immer die längere Schraube zu wählen. Innere Gefühle (= Angst), würden eher die kürzere wählen.
Bezüglich CBCT: Bei den ersten 5000 Minischrauben hatte ich kein CBCT in meiner Praxis. Damals habe ich das Panoramaröntgenbild immer genau studiert! Die größten Gefahren sind übergroße Kieferhöhlen und Zahnfehlstellungen. Eine überdimensionierte Kieferhöhle kann man auch auf dem Panoramaröntgenbild sehen; die Kieferhöhle endet meist distal des ersten Prämolaren. Wird dies nicht beachtet, besteht die Gefahr, dass die Minischraube wie durch eine Eierschale direkt in die Kieferhöhle eingebracht wird. Palatinal verlagerte Zähne sind auch auf dem OPTG deutlich zu erkennen. Im Seitenvergleich ist dieser Zahnkeim immer größer als auf der gegenüberliegenden Seite. Ein sicheres Zeichen, dass er in palatinaler Richtung durchbricht. Seit ich mein eigenes CBCT habe, sehe ich viel, viel mehr als je zuvor. Gerade in schwierigen Fällen hilft es mir, eine Minischraube sicher zu platzieren oder den Prozess gar nicht erst zu beginnen. Ich sammle gerade Fälle für spätere Präsentationen, um ein OPTG mit dem dazugehörigen CBCT zu vergleichen. Erstaunlich, was da herauskommt.
Wenn die „15 °-Regel“ eingehalten wird, können Minischrauben in den meisten Fällen problemlos gesetzt werden, zumindest in der M4-Position.
Ein langer glatter Schaft und ein eher kurzes Gewinde sind ideale Voraussetzungen für die Langzeitstabilität von Minischrauben im vorderen Gaumen.
SR: Verwenden Sie in den meisten Ihrer Fälle Minischrauben? Wie hoch ist der Prozentsatz der Fälle, in denen Sie Minischrauben bei jungen Patienten und bei Erwachsenen verwenden?
HW: Jedenfalls in vielen. Wir haben vor drei Jahren den Prozentsatz erhoben: bei 68% der Erwachsenen (18+) und bei 61% der 6 -18 jährigen Kinder und Jugendlichen. Der Grund für diesen hohen Prozentsatz ist, dass wir sehr wenig Extraktionen durchführen. Die Distalizer sind sehr verlässlich, arbeiten ohne Mitarbeit, sind unsichtbar und es entspricht der heutigen Zeit, Körpersubstanz zu schonen! Ein anderer Grund für den häufigen Einsatz ist die Möglichkeit, problemlos Verschiebungen Mittellinie im Oberkiefer oder Unterkiefer isoliert zu korrigieren. Oberkiefer Expansionen werden heute beinahe ausschließlich mit Minischrauben getragenen Expandern bereits ab dem 7. Lebensjahr durchgeführt. Gerade im kindlichen Alter bewähren Sie sich sehr, sie sind klein, unsichtbar, behindern die Sprache nicht, top hygienisch und können problemlos 2-3 Jahre auch als Retention belassen werden. In dieser Zeit kann man immer wieder nachexpandieren falls notwendig. Viel, viel einfacher wie Retentionsplatten, die ewig nicht passen oder verloren gehen und bei Rückfall Anlass zu schlechter Laune und Streit sind. Wenn ich vor mehrere Kinder aus einer Familie behandelt habe, haben mich schon zahlreiche Mütter gefragt, warum ich nicht bei den anderen Kindern auch diese Technik verwendet habe?
SR: Sie haben verschiedene Patente in der Kieferorthopädie entwickelt: Können Sie uns mehr darüber erzählen?}
HW: Mein erstes Patent war ein Torque-Messschlüssel und ein Torque Biegeschlüssel um Biegungen dritter Ordnung zwischen zwei Brackets einbiegen zu können und deren Größe zu messen. Dann folgte ein in der Behandlungsleuchte montierter, kleiner Spiegel((Reflex Communicator).) Man kann ihn auch wegklappen. So ist es einfach, während der Behandlung dem Patienten Dinge zu erklären oder mitzuteilen wo er besser putzen oder Gummis einhängen solle. Mit dem Flex Developer folgte eine Klasse II Druckmechanik mit einem unzerstörbaren Polyamid-Federstab, mit variabler Länge. Er kann bis zu 600 cN Kraft erzeugen und somit sehr schnell Klasse II Fehlverzahnungen korrigieren. Das Schwestergerät war dann der Herbst Developer, eine Teleskoprohrkonstruktion, die direkt an die festsitzende Behandlung gekoppelt werden kann. Damit lassen sich in 6-8 Monaten starke Klasse II Dysgnathiefälle durch induziertes Unterkieferwachstum therapieren. Ein weiteres Gerät ist die “Tiger-Mini Mold”, eine spezielle Silikon-Aufbissform, mit der bis zu 10 mm lange OK Frontzahnaufbisse präzise nebeneinander gefertigt werden können. Die Piggyback-Spring ist eine nachträglich an den Behandlungsbogen aufklemmbare Druckfeder, die – jederzeit einsetzbar- Zähne kraftvoll auseinander schiebt. Eines der bedeutendsten Patente war eine Minischrauben gestützte, nachjustierbare Druckfeder, der TopJet, , der in 5 Minuten chairside eingebaut, verlässlich Seitenzähne mitarbeitsfrei um mehrere Millimeter nach distal schiebt. Damit kann auf viele Prämolarenextraktionen verzichtet werden. Ein weiteres Patent war die Klebehülse, mit der verschiedene Geräte wie MICRO-Expander am Kopf einer Minischraube (Jet Screw) sicher, aber wieder abnehmbar befestigt werden können. Mit der Tiger PowerScrew, wurde eine zweifach teleskopierende Hyrax-Schraube zur Gaumennahterweiterung entwickelt, die über eine codierte Sechskantmutter vom Patienten selbst geschraubt und auch kontrolliert werden kann. Wichtige Menschen, die mich bei der Entwicklung dieser kieferorthopädischen Geräte unterstützt haben, waren vor allem Prof. Dr. Walter André (Barcelona), sowie meine beiden Söhne Julian und Clemens Winsauer und meine Frau Kamila. Derzeit arbeiten wir an der Entwicklung eines völlig neuartigen Mini Schraubensystems, das auf einfachste Weise vorgefertigte Expander und andere Geräte verwenden lässt. Alle diese Geräte kann man sich unter www.tigerdental.com ansehen.
SR: Sie haben verschiedene Patente in der Kieferorthopädie entwickelt: Können Sie uns mehr darüber erzählen?
Sie raten, 500cN in Ihrem Expansionsprotokoll nicht zu überschreiten: Könnten Sie bitte erklären, welche Faktoren diesen Grenzwert bestimmen und ob dieser Wert für jeden Patienten gleich ist, unabhängig von Geschlecht oder Alter?
HW: Alle mir derzeit bekannten Aktivierungsprotokolle der Hyrax-Expander erfordern ein kontinuierliches Öffnen der Expansionsschraube, bis das Expansionsziel erreicht ist oder – bei Erwachsenen – der Expander sich verformt und / oder erhebliche Nebenwirkungen zeigt. Anfänglich wurde auch der MICRO4-Expander auf diese Weise geöffnet. Hier zeigte sich jedoch, dass aufgrund der extrem starren Konstruktion des Gerätes und der direkten Kraftübertragung auf die beiden Kieferhälften ein enormes Gefährdungspotenzial durch zu hohe Kräfte besteht. Da die Aktivierung mit einem 8 cm langen Gabelschlüssel erfolgt, nutzen wir den Expander auch als Kraftmessgerät. Die mögliche Aktivierungskraft am Ende des Schlüssels wird mit einer Federwaage gemessen und darf 500 cN (gr) nicht überschreiten. Messungen an der Universidad internacional de Catalunya durch Dr. André Walter haben ergeben, dass dieser Wert für eine Spreizkraft von etwa 110 Newton spricht. Wir haben keine Nebenwirkungen am Patienten oder Verformungen am Gerät festgestellt. Eine Arbeit von von Mao (J Dent Res 2002) über den Unterschied zwischen konstanter Belastung und wechselnder Belastung von Nahtmaterial inspirierte mich, ein polizeitaktisches Aufnahmeprotokoll zu verwenden. Seitdem haben wir gesehen, dass Erwachsene (egal ob Männer oder Frauen bis zu einem Alter von 50 Jahren) eine über 80-prozentige Erfolgschance haben, die gewünschte Vergrößerung ohne chirurgische Unterstützung durchführen zu können.
MICRO4 Expander bei einer 38-jährigen Frau. 11,5 mm Expansion in 4 Monaten ohne chirurgische Hilfe. Die Sechskantmutter wurde gegen eine längere ausgetauscht, um eine weitere Behandlung zu ermöglichen. FcP-Protokoll nie über 500cN Aktivierungskraft, Öffnen/Schließen des Expanders zweimal am Tag.
SR: Sie schlagen vor, dass eine mit einem polyzyklischen Aktivierungsprotokoll kontrollierte Kraft während der Oberkiefererweiterung ideal ist, um die Naht zu öffnen: Ist dieses Protokoll für alle Patienten obligatorisch?
HW: Ja, dieses Protokoll ist für alle Patienten, die älter als 15 Jahre sind, obligatorisch. Der Patient darf sich nicht mehr als eine Seite (= 0,17 mm) pro zwei Tage drehen, auch wenn er unter 500 cN liegt.
SR: Glauben Sie, dass die Kraftkontrolle während der Expansion hilft, einen besseren Erfolg bei der Öffnung der Naht des Oberkiefers zu haben?
Ich glaube, dass die Politik des südlichen Öffnens und Schließens eher für den Erfolg verantwortlich ist. Die Begrenzung der Größe der Kraft ist eine Sicherheitsmaßnahme.
SR: Was ist, wenn nach 7 Tagen kein Diastema vorhanden ist und was ist Ihre Entscheidung, wenn sich die Naht überhaupt nicht öffnet?
HW: In den ersten 7 Tagen wird die Schraube kontinuierlich mit 0,35 mm pro Tag geöffnet (zwei Seiten der Sechskantmutter). Wenn sich nach einer Woche beim Kontrolltermin ein Diastema zeigt, ist das ermutigend und legt eine einfache Behandlung nahe. Nach dieser Woche muss jeder Patient, ob Diastema oder nicht, mit dem FCP-Protokoll beginnen. Bei dem einen Patienten schreitet die Vergrößerung des Oberkiefers kontinuierlich voran, bei dem anderen lassen wir uns 3-4 Monate Zeit für das FcP-Protokoll. In den meisten Fällen reift die Naht und beginnt sich dann plötzlich zu öffnen! Patienten, die beim Öffnen und Schließen Druckempfindungen im Bereich der Nasenwurzel, des Jochbogens und unterhalb der Nase verspüren, werden „Responder“ genannt. Sie haben eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Erweiterung erfolgreich sein wird. Patienten, die keine solchen Anzeichen zeigen, erhalten nach 3-4 Monaten eine Oberkieferosteotomie und können dann mit dem gleichen MICRO4-Expander (SARPE) erweitert werden.
SR: Das Alter ist ein limitierender Faktor für die konventionelle RPE. In einer Studie von Betts, Vanarsdall u.a., die Sie uns auf der letzten virtuellen Konferenz (Fortbildungsveranstaltung für unsere Gesellschaft SFODF) gezeigt haben, finden 79,3% von 487 deutschen Kieferorthopäden, dass 19,3 Jahre die Grenze ist.
Erweiterung nur mit chirurgischer Hilfe möglich ist…
-Was ist Ihre Meinung?
-Ist SARPE die einzige Lösung für erwachsene Patienten? Oder denken Sie, dass die Hybridexpansion, MICRO2 oder MICO4 eine Behandlungsoption vor oder anstelle von SARPE bei diesen erwachsenen Patienten sein könnte?
HW: Wie ich bereits erwähnt habe, sind die Chancen bis zu einem Alter von etwa 34 Jahren sehr gut. Bis dahin ist die Wahrscheinlichkeit wirklich sehr hoch, dass keine chirurgische Unterstützung benötigt wird. Danach sinkt die Chance auf Erfolg. Meiner Meinung nach sollte auf jeden Fall ein Expansionsversuch unternommen werden, da bei diesem Gerät fast keine Nebenwirkungen zu befürchten sind, sofern die Regeln beachtet werden! Ich glaube, dass wir vielen Patienten eine solche Operation ersparen können und als Kieferorthopäden große Erfolge erzielen (schönes Aussehen durch ein strahlendes Lächeln, Platz schaffen ohne Zahnextraktionen, verbesserte Nasenatmung, kein Schnarchen mehr in der Nacht …).
SR: Welches sind für Sie die besseren anatomischen Anzeichen oder Klassifizierungen, die dem Kieferorthopäden helfen könnten, festzustellen, ob die Naht bei erwachsenen Patienten noch aktiv ist (für eine gute Pronostik vor der Expansion)?
HW: Angelieri und Cevidanes (2013) haben eine Einteilung der Mittelgaumennaht in fünf progressive Grade der Verknöcherung im CBCT beschrieben. Wir folgen dieser Einteilung schon lange und können im Rahmen unserer Erweiterung nicht wirklich zwischen einfacheren und schwierigeren Fällen differenzieren. Sie selbst betonen in ihrem Artikel, dass diese Klassifizierung nicht für diagnostische Zwecke verwendet werden sollte. Durch das ständige Öffnen und Schließen scheinen sich auch die Nähte neu zu bilden. Dies wird auch von meinem Operateur bestätigt, wenn er bei allen Patienten ohne Diastema intraoperativ im vorderen Nasenrücken dennoch eine leicht vertikal offene Naht findet (Abbildung links). Dieses Phänomen habe ich auch im Unterkiefer bei der medianen Unterkieferdistraktion beobachtet. Auch hier bildet sich nach mehrwöchigem seitlichen Zug an den beiden Unterkieferhälften eine mediane Naht, die in Anatomiebüchern eigentlich nicht beschrieben ist (Abbildungen rechts). Auch hier kann der Chirurg die Unterkieferhälften im oberen Viertel mit einem Skalpell durchtrennen.
SR: Sind bei der Oberkiefer-Expansion der Kraftaufwand und das Protokoll bei der traditionellen Hyrax gleich wie bei der Hybrid-Hyrax (Hyrax in Verbindung mit 2 Minischrauben, die für Ihren MICRO2-Expander verwendet werden) und bei Ihrem MICRO4-Expander (Gerät mit 4 Minischrauben)?
-Welche Art von dynamometrischen Instrumenten verwenden Sie, um die angewandte Kraft zu messen?
HW: Das gleiche FCP-Protokoll kann für Expander wie MICRO2 oder Hybridexpander, die auf zwei Minischrauben verankert sind, verwendet werden, allerdings mit einer oberen Kraftgrenze von 250 cN. Dazu messen wir eine Federwaage auf Druck am Ende des Aktivierungsschlüssels (Foto)
SR: Sie haben uns hervorragende Ergebnisse für Patienten mit transversalen Problemen gezeigt. Ich bin mir sicher, dass Sie sie oft verwenden, um viele verschiedene Anomalien auch in den vertikalen oder sagittalen Dimensionen zu korrigieren, und Sie werden uns viele klinische Fälle und Anwendungen während Ihrer nächsten Konferenz in Lyon zeigen.
Aber verwenden Sie diese skelettalen Verankerungen auch für dento-alveoläre Distraktionen? Für Knochendehnungsmethoden bei ankylosierten Zähnen zum Beispiel?
HW: Minischrauben in M4- und M5-Position sind auch gut für die Mesialisierung, wenn seitliche Schneidezähne fehlen oder Molaren intrudieren. Ich bin sehr dankbar für die freundliche Einladung zur Konferenz in Lyon und ich werde viele 5 bis 10 Minuten chair side einfache aber wirklich effektive Minischraubenanwendungen präsentieren. Heute würde ich sagen: „Wenn mir jemand die Anwendung von Minischrauben nicht mehr erlauben würde, würde ich wahrscheinlich keine Kieferorthopädie mehr machen wollen“.
SR: Setzen Sie die Minischrauben immer selbst ein oder delegieren Sie das manchmal an Chirurgen?
HW: Ich setze alle unsere Minischrauben selbst ein und seit ich das CBCT dazu verwende, ist es wirklich einfach geworden. Es ist der gleiche Aufwand wie das Setzen eines Brackets. Für einen Mediziner ist es ein bisschen so, als würde man eine Spritze geben.
Meinen Sie, dass neue Technologien wie Minischrauben den Rückgang des Prozentsatzes an orthognatischen Eingriffen erklären könnten? Glauben Sie, dass wir in bestimmten Fällen auch bessere Ergebnisse als mit orthognatischer Chirurgie erzielen können?
Wir sehen definitiv, dass weniger Operationen nötig sind. Aber was wir feststellen, ist, dass wir kaum noch Extraktionen brauchen. Ein tolles Beispiel ist der französische Kieferorthopäde Dr. Garnier. Ihm wurde gesagt, dass seine Tochter eine Operation benötigen würde, um den Oberkiefer zu verbreitern. In Paris hörte er von dieser nicht-chirurgischen Erweiterungstechnik und kam mit seiner Tochter zu einem Kurs nach Bregenz. Dort wurde der MICRO4-Expander eingesetzt, der Kreuzbiss schnell korrigiert und sie hatte am Ende ein schönes und stabiles Ergebnis. Seitdem hat er hunderte von Expansionen mit MICRO2- und MICRO4-Expandern durchgeführt.
SR: Welches sind für Sie die anspruchsvollsten Fälle in der Kieferorthopädie in Ihrer Praxis?
HW: Nummer 1: offene Bisse. Der Grund dafür sind die Weichteile und Gewohnheiten. Dinge, die sehr schwer zu beeinflussen sind. Nummer 2: Eingeschlagene Eckzähne. Die Behandlung dauert meist länger als drei Jahre, wenn man endlich eine Korrektur der Wurzelneigung mit einbezieht. Diese beiden erfordern viel Energie von Patient und Arzt.
SR: Was sind Ihre aktuellen Projekte oder Forschungsthemen?
HW: Wir testen ein völlig neues Minischraubensystem, das die sofortige Platzierung verschiedener Apparaturen chairside und „out of the box“ (kein Labor) ermöglicht. Das zweite ist ein neuer, vereinfachter und kostengünstiger Distalizer/Mesializer, der ebenfalls in wenigen Minuten ohne Labor eingesetzt werden kann.
SR: Wie sehen Sie unseren Beruf in der Zukunft?
HW: Sehr rosig! Ich denke, wir haben den schönsten Beruf, den man sich vorstellen kann. Vor drei Jahren war es der Beruf Nummer eins in den Vereinigten Staaten. Wir schaffen Schönheit ohne Narben und geben unseren Patienten Selbstwertgefühl. Gleichzeitig haben wir eine gute Kommunikation mit ihnen und sogar volle Terminkalender in COVID-Zeiten.
SR: Vielen Dank für dieses Interview.Wir freuen uns darauf, Sie im Mai bei unserem nächsten Treffen in Lyon zu hören, zum 100. Geburtstag unserer Gesellschaft SFODF “ 92e REUNION SCIENTIFIQUE DE LA SFODF
„100 ans d’innovations en orthodontie au service de nos patients“